Rückblick auf Elia

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Rückblick auf Elia

Im Gottesdienst am Sonntag haben wir gesungen: "Mensch, wo bist du? Woher kommst du? Mensch, wo bist du? Wohin willst du?" Es war das Lied vor der Predigt. Den Predigttext können Sie hier lesen:

Zur Zeit von König Ahab herrschte in Israel eine Art Bürgerkrieg, ausgelöst durch die Frage, welcher Gott der wahre Gott ist. Ahab hatte Isebel geheiratet, und war dann zu ihrem Glauben konvertiert. Er betete nun Baal an, einen Fruchtbarkeitsgott. So zog er den Zorn Gottes auf sich. Elija bewies König Ahab und dem Volk, dass allein sein Gott der wahre Gott ist. Daraufhin ließ er die Baalspropheten umbringen.

Hier setzt nun der Predigttext ein: 1. Könige 19, Verse 1 - 9.

Ahab erzählte Isebel alles, was Elija getan hatte –auch dass Elija alle
Propheten des Baal getötet hatte. Daraufhin schickte Isebel einen Boten zu Elija und drohte ihm: »Die Götter sollen mir antun, was immer sie wollen, wenn ich deinem Leben nicht ein Ende setze! Morgen um diese Zeit soll es dir ergehen wie den Propheten, die du getötet hast!« Da geriet Elija in große Angst. Er sprang auf und lief um sein Leben. So kam er nach Beerscheba an die Grenze von Juda. Dort ließ er seinen Diener zurück.Er selbst ging noch einen Tag lang weiter – tiefer in die Wüste hinein. Dann setzte er sich unter einen Ginsterstrauch und wünschte sich den Tod. »Es ist genug!«, sagte er. »Herr, nimm mir doch das Leben! Denn ich bin nicht besser als meine Vorfahren.« Schließlich legte er sich hin und schlief unter dem Ginsterstrauch ein. Plötzlich berührte ihn ein Engel und forderte ihn auf: »Steh auf und iss!« Als Elija um sich blickte, fand er etwas neben seinem Kopf: frisches  Fladenbrot und einen Krug mit Wasser. Er aß und trank, dann legte er sich wieder schlafen. Doch der Engel des Herrn erschien ein zweites Mal. Wieder berührte er ihn und sprach: »Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir!« Da stand Elija auf, aß und trank und ging los.

Ich habe also den Gedanken an den Anfang der Predigt gestellt:

Woher kam Elia, als er in seiner Angst vor der Rache Isebels da unter
dem Ginsterstrauch lag und Gott darum bat, seinem Leben ein Ende zu
machen? Er kam, wie wir jetzt wissen, vom Bach Kischon. Dort hatte er
gerade hunderte Baalspriester umbringen lassen.

Meine Gedanken dazu waren, seit ich die Geschichte in 1. Könige 18
gelesen hatte: Wo warst du eigentlich in dem Moment, du göttliche
Geistkraft, von der ich so vielen Menschen erzähle, weil ich an dich
glaube ... Für mich die Mitte meiner Predigt: eine Frage, die genauso
gilt für alle Kriegs- und anderen Verbrecher heute: Wo bist du,
gottliche, ordnende Kraft? "Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt, darauf
sie all ihr Hoffnung stellt?" Wir brauchen dich, wir rufen dich herbei,
dass du den Himmel zerrissest und führest herab!

Was ich nicht gesagt habe, worüber ich aber auch hätte predigen können:
Heute wäre nach dieser Tat vermutlich kein Bote Gottes gekommen, um dem
Elia Brot und Wasser an die Seite zu stellen, damit er seinen Weg
fortsetzt, oder? Die Boten Gottes heute wüssten doch von seinem
Gewaltausbruch gegenüber den Baalspriestern. Und dann würden sie
ihn vor den Gerichtshof in Den Haag zerren und er würde als
Kriegsverbrecher angeklagt. So wäre das heute.

Zum Glück weiß ich, und das war auch Teil meiner Predigt: Wer Elia
wirklich war, wissen wir nicht. Und es könnte sein, dass sich diese
Geschichte ein Bürger (eine Bürgerin???) eines politisch wie 
militärisch und auch religiös immer unterlegenen Staates ausgedacht hat,
um die Hoffnung nicht zu verlieren: Am Ende steht Gott doch auf der
Seite der Unterdrückten. Und er wirft den Unterdrücker vom Thron.

Was ich auch nicht gesagt habe, worüber ich erst am Nachmittag
nachgedacht habe: Elia hat doch durch ein beeindruckendes Wunder
bewiesen bzw. Gott selbst hatte es bewiesen, dass der Baal kein Gott,
sondern ein Nichts ist, und dass man sich ungestraft über ihn lustig
machen darf ... Wieso hat Elia dann Angst vor den Göttern Isebels, die
sie weiterhin anruft, um Elias Greueltat zu rächen?

Worüber ich auch hätte predigen können: den Zusammenhang zwischen den
gemeinsam gesprochen Versen aus Psalm 34 und der Geschichte von Elia. 
"Die Augen Gottes schauen freundlich, wenn sein Blick auf die Gerechten
fällt. Seine Ohren sind offen für ihren Hilfeschrei. - Doch das
Angesicht des Herrn verfinstert sich, wenn er auf das Treiben der
Übeltäter blickt. Wer Böses tut, kommt durch seine Bosheit um ..." Und
wie blickt Gott nun auf den Elia?

Am Schluss meiner Predigt stand der Aufruf, möglichst viel mit anderen
zu teilen: Gedanken, Ängste, Worte, Zeit, ... was auch immer. Teilen ist
sozusagen das Gegenmodell zu Herrschaft und Unterdrückung. Ich teile in
diesen Tagen gern das Lied von Wolf Biermann: "Du, lass dich nicht
verhärten in dieser harten Zeit." (Ermutigung)

So füge ich den Text noch an:

Du, lass dich nicht verhärten
In dieser harten Zeit.
Die allzu hart sind, brechen,
Die allzu spitz sind, stechen
Und brechen ab sogleich.

Du, lass dich nicht verbittern
In dieser bittren Zeit.
Die Herrschenden erzittern
- sitzt du erst hinter Gittern -
Doch nicht vor deinem Leid.

Du, lass dich nicht erschrecken
In dieser Schreckenszeit.
Das wolln sie doch bezwecken
Dass wir die Waffen strecken
Schon vor dem großen Streit.

Du, lass dich nicht verbrauchen,
Gebrauche deine Zeit.
Du kannst nicht untertauchen,
Du brauchst uns und wir brauchen
Grad deine Heiterkeit.

Wir wolln es nicht verschweigen
In dieser Schweigezeit.
Das Grün bricht aus den Zweigen,
Wir wolln das allen zeigen,
Dann wissen sie Bescheid

Pastor Norbert Harms

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