Kaum da und schon fast wieder weg

Kaum da und schon fast wieder weg

Kaum da und schon fast wieder weg

# Gemeindeleben

Kaum da und schon fast wieder weg

Eigentlich sollte mein integriertes Berufsanerkennungsjahr (kurz IBA) der praktische Teil meines Studiums sein. Nach vier Jahren Studium "Soziale Arbeit und Religionspädagogik", zahlreichen Vorlesungen, Seminaren, Hausarbeiten und Prüfungen sollte jetzt der spaßige Teil kommen. Endlich alles theoretisch Gelernte in der Praxis umsetzen lernen. 

Nur sozial und pädagogisch fühlt es sich leider aber so gar nicht an in diesen Zeiten. Knapp die Hälfte meines IBA ist jetzt um, und ich kenne keine*n von den Jugendlichen. Auch die Arbeit mit Kindern findet zuhause vor dem Laptop statt. Und die jungen Erwachsenen sehe ich – wenigstens regelmäßig – in kleinen Zoom-Kacheln auf meinem Bildschirm, sowie die meisten Mitarbeitenden auch.

Statt langen Abenden in der Gemeinde, Gesprächen, Projekten und zahlreichen Eindrücken habe ich eigentlich nur Kopfschmerzen und viereckige Augen. 

So habe ich mir das alles nicht vorgestellt. Und manchmal schlägt das ganz schön auf’s Gemüt. Wofür mache ich das alles? Wieso habe ich das überhaupt studiert? Und… Werde ich je wieder richtig und normal arbeiten können? Diese Fragen schwirren mir mindestens einmal pro Woche durch den Kopf. 

Dann muss ich mich besinnen und mit einem anderen Blick auf meine Arbeit schauen. Ich muss mir selbst ins Gedächtnis rufen: Ich arbeite nicht für mich. Ich arbeite für die Kinder, für die Jugendlichen und die Konfirmand*innen. Ich arbeite dafür, dass die Gemeinde immer noch präsent bleibt und immer noch ein Ort ist, zu dem jede*r kommen darf, wenn er*sie möchte. Und das geht – leider, aber auch zum Glück – momentan auf dem digitalen Weg. 

Ich kann Ansprechpartnerin sein, ich kann mit jungen Erwachsenen Unterhaltungen führen und Spiele spielen, ich kann mich mit Konfirmand*innen Glaubensfragen nähern, ich kann Andachten machen und online eine ganz andere Form von Verkündigung erleben, und ich darf sogar mit Kolleg*innen aus der Evangelischen Jugend Projekte planen und hoffentlich auch bald durchführen. Das IBA bietet mir viele Möglichkeiten, mich weiterzubilden, auszuprobieren, zu erforschen und zu formen. Auch wenn es im ersten Moment anders scheint, und auch wenn es auf andere Weise passiert, als ursprünglich geplant.

Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich mein IBA trotz Corona machen darf. Ich bekomme jede Woche neue Eindrücke und mache neue Erfahrungen. Ich fühle mich in der Gemeinde willkommen und begleitet, kann aber auch selbstständig arbeiten. I  Ich muss mich Herausforderungen stellen und diese auch meistern lernen. Vor allem bin ich glücklich, dass ich mich und meine Rolle als Sozialarbeiterin und Religionspädagogin entwickle und forme.

Paula Diezelmüller

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