Was wird das neue Jahr bringen? – War das jemals unklarer als jetzt? Immer wieder mussten wir in den vergangenen Monaten unsere Planungen über den Haufen werfen. Noch einmal ganz neu denken. Zusehen, wie wir mit den Verlusten zurechtkommen. Unsere Unsicherheit aushalten. Neuen Mut schöpfen – woher?

Was wird das neue Jahr bringen? 

Das, was wir hinein legen. Wir haben ja nach wie vor viele Möglichkeiten zu handeln, im kleinen und im großen Maßstab. Wir können z. B. Zeichen der Aufmerksamkeit und des Mitgefühls senden. An die Menschen in unserer Nähe, in unserer  Familie, in der Schlange an der Supermarktkasse oder im Wartezimmer beim Arzt: "Ich habe Dich gesehen, wie geht es Dir?" Und an die Menschen in der Ferne, von denen wir manchmal gar nichts wissen und die doch unsere Geschwister sind. Ein schönes Zeichen an die fernen Nächsten könnte es z. B. sein, vor dem nächsten Einkaufs-Klick im Internet darüber nachzudenken, ob ich dieses Ding wirklich brauche, das mir angepriesen wird. 

Wir haben auch im Jahr 2021 viele Möglichkeiten, zu handeln und zu lernen, das Gute zu tun. Und wenn wir  auf unserem Weg durch die Tage und Monate mal hinfallen, richten wir die Krone, die Gott uns aufgesetzt hat (Psalm 8,6), stehen auf und schreiten mit unverlierbarer Würde weiter. 

Was wird das neue Jahr bringen? 

Das, was Gott hineinlegt. Gerade im zu Ende gehenden Jahr haben wir manchmal sehr schmerzhaft erfahren, was alles nicht in unserer Macht steht. Frustriert standen wir an der Grenze unserer Möglichkeiten. Bei Gott aber ist alles möglich. "Ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben", schreibt er an die Verschleppten in Babylon, die das Lied ihrer Unterdrücker singen mussten (Jeremia 29,11). Gott wird uns auch 2021 schenken, was er zu geben hat. Und das ist im Grunde er selbst: Gott legt sich uns in die Krippe und geht für uns den Weg ans Kreuz und begleitet uns noch jenseits der Grenze des Todes und schenkt uns neue Perspektiven.

Was wird das neue Jahr uns bringen? 

Möge es Barmherzigkeit sein. In ihr kommt das zusammen, was Gott in das neue Jahr hineinlegt und was wir hineinlegen können. "Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist", sagt uns Jesus (Lukas 6,36). Barmherzigkeit ist das Bauchgefühl Gottes. Das Mitleid mit der Angst der anderen. Es ist die Kraft neuer Schöpfung. Der Geburt einer neuen Welt inmitten der alten. Das können wir auch im neuen Jahr immer und überall entdecken, wenn wir nur die Augen aufhalten. Und Barmherzigkeit können wir natürlich auch selber tun, daran hindert uns nichts.

Das bringt das neue Jahr: Barmherzigkeit.

Pastor Klaus Kramer

Der Beitrag ist auch in unserem aktuellen "mittendrin" erschienen. Das Gemeindeblatt mit weitere Artikeln und Hinweisen zu unsere Veranstaltungen – on- und offline – können Sie als PDF hier herunterladen.

Auch am Gottesdienst an Silvester sollte die Jahreslosung für 2021 Thema sein. Da dieser nicht stattfand, können Sie de Gedanken Pastor Kramers zur "Barmherzigkeit – dem Bauchgefühl Gottes" an dieser Stelle nachlesen.