Die Stürme des Lebens

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Die Stürme des Lebens

Ein Predigtgespräch zu Markus 4,35-40 zwischen Pastorin Carolin Joppig und Vikar Stefan Fippel anlässlich der Konfirmation an diesem Sonntag, 27.9.

Stefan Fippel: Ihr seid vor zwei Jahren aufgebrochen, habt euch auf einen Weg gemacht und das Ziel war klar: Konfirmation, Bestätigung, Befestigung, Bekräftigung. Ihr habt euch aufgemacht: Aus Leuten, die sich nicht kannten, wurde eine Gruppe. Aus dem ominösen Gemeindezentrum wurde euer Raum. Aus dem Wort Gott wurde euer Glaube.

Carolin Joppig: Im Mai wollten wir die Konfirmation feiern, das war lange geplant. Doch dann kam alles anders. Ein Virus breitete sich über die ganze Welt aus und plötzlich war vieles, was wir vorhatten, nicht mehr möglich. Freunde-Umarmen durfte erstmal nicht mehr sein. Die Schule, die Sporthalle, die Kirche – geschlossen. Und manche Grundrechte, die so verständlich waren, wurden auf einmal eingeschränkt. Was ihr in den letzten Monaten erlebt habt, sind Erfahrungen, die eure Eltern in eurem Alter noch nicht kannten. Euch wurde einiges zugemutet. Auch im Blick auf die Konfirmation: Der Konfirmationstermin wurde erst gecancelt, dann verschoben. Die letzten Konfus-Treffen nur noch in Teilgruppen, ohne die Zeit im Jugendkeller, aber dafür mit Maske. Und auch heute ist nicht endlich Konfirmation wie eh und je: Voranmeldung, Abstandhalten, Singverbot.

Stefan Fippel: Ihr seid aufgebrochen, um erwachsener, gesicherter in der Welt anzukommen.

Carolin Joppig: Und plötzlich ist alles viel unsicherer als je zuvor.

Stefan Fippel: That's life, könnte man sagen. Immer wird sich das Schicksal irgendetwas ausdenken, um uns nicht unbehelligt unsere Bahn ziehen zu lassen. Ständig verändert sich die Welt und wir werden ungewiss über das, was wir zu wissen glaubten.

Carolin Joppig:  Auf einmal ist alles durcheinander gewirbelt. Davon erzählt die Bibel. Wie wir es gerade gehört haben. Oder wie wir es einmal im Konfi-Unterricht hatten: Dann zieht ein Sturm auf. Wir haben gelernt: Nicht nur auf See, auch im Leben gibt es immer wieder Stürme. Das sind die Zeiten, in denen das Leben nicht so läuft, wie es uns wünschen, in denen wir uns sorgen, unglücklich oder traurig sind. Die Gründe können ganz verschieden sein.  

Stefan Fippel: In der Geschichte der Sturmstillung ist der Sturm ganz plötzlich vorbei. Manchmal passiert das tatsächlich so: Da lösen sich Probleme ganz von allein. Weil jemand gesagt hat: „Ich erledige das für dich.“ Oder weil man merkt, dass der Streit nur ein Missverständnis war, das sich plötzlich klärt. 

Carolin Joppig: Und dann wieder gibt es Stürme im Leben, die lange nicht aufhören wollen. Da legt sich der Sturm nicht, auch wenn man darum gebeten hat. Da fährt man ohne zu wollen mitten hinein und wird lange ziemlich durchgeschüttelt. Was kann mir dann Kraft geben, um durchzuhalten?

Stefan Fippel: Ich denke an die guten Erfahrungen des Lebens! Ja, es gibt echte Durststrecken im Leben: Einen schlimmen Streit mit der besten Freundin, wochenlang Funkstille, wo vorher vertraute Zweisamkeit war. Oder den Umzug in einen neuen Wohnort, eine neue Schule, ohne eine einzige vertraute Seele dort zu kennen. Das ist die harte Tour im Leben, aber oft genug kann man die Erfahrung machen: Versöhnung ist möglich und geschieht immer wieder.  Genau wie man immer wieder Glück hat und dann eben doch neue freundliche Menschen trifft. Ich kenne genug gute Geschichten, damit ich darauf vertrauen kann. Das gibt Kraft in der Krise.

Carolin Joppig: Das hört sich aber nach eher kleinen Stürmen an – verglichen mit Corona jetzt: Hier geht es um tiefe Veränderungen im großen Ganzen. Um eine auf den Kopf gestellte Schulausbildung, um gefährdete Arbeitsplätze, das gute Miteinander der Menschen und dergleichen…

Stefan Fippel: Aber selbst durch diesen Sturm müssen wir ja nicht allein durch! Vielleicht seht ihr euch weniger, aber Freundinnen und Freunde, Eltern und Geschwister, Familie und Bekannte, sie sind ja noch da! Ich habe Rückhalt bei den Menschen, die ich liebe und, die mich lieben, geben mir Kraft.

Carolin Joppig: Ich empfinde auch so. Doch auch für Eltern, Großeltern und auch die Kirche ist gerade ist alles neu! Niemand hat ein Rezept für die derzeitige Ausnahmesituation, weil es sie so einfach noch nie gab. Da ist es gut, dass da noch jemand mit im Sturm ist, der uns hält. Gott ist bei uns. Und er ist wirklich sturmerprobt. Damals in der Bibel und bis heute.

Stefan Fippel: Gott kann beides: Entweder er beruhigt den Sturm oder er lässt den Sturm toben und beruhigt die, die ihm vertrauen. (Otto Schaude) So steht es auf den Schiffchen, die auf den Plätzen der Konfirmanden stehen. Man kann sie aus dem Blatt falten, dass jeder und jede bekommen hat.

Carolin Joppig: Gott kann beides: Entweder er beruhigt den Sturm oder er lässt den Sturm toben und beruhigt die, die ihm vertrauen. Diesen Satz finde ich wunderschön. Gott kann mein Leben verändern. Oder er hilft mir, mein stürmisches Leben gut zu gestalten. In jedem Fall ist er für mich da.  

Stefan Fippel: Wie viele Krisen auch schon über unsere Erde tobten, es hat immer Menschen gegeben, die mit ihrem Vertrauen auf Gott das Leben gemeistert haben. Aus allen Zeiten und unterschiedlichsten Lagen sind uns Bekenntnisse überliefert, Zeugnisse davon, dass Gott geholfen hat. Und es gibt solche Menschen noch immer: Auch ihr Konfis habt zum Teil aufgeschrieben, wie ihr Kraft von Gott bekommt.

Carolin Joppig:  „Ich glaube an Gott, den Heiligen Geist und Jesus. Außerdem an Karma und Wiedergeburt. Außerdem glaube ich daran, dass Gott mir Glück, Mut, Liebe und Aufmunterung geben kann und immer bei mir ist.“ So heißt es in einem der Bekenntnisse.

Stefan Fippel: Ein anderes lautet: „Ich glaube daran, dass oben, im Reich der Verstorbenen, Gott, der Vater von allen sitzt, der auf uns aufpasst und guckt, dass es jedem auf der Welt gut geht. Ich glaube an Jesus, den Sohn Gottes, der uns unsere Sorgen nimmt und uns auf unseren Wegen begleitet. Ich glaube an den Heiligen Geist, der immer bei uns ist und in jeder Situation begleitet.“

Carolin Joppig: Von Gottes Heiligem Geist wird auch in einem anderen Bekenntnis gesprochen. Dort steht: „Ich glaube an den Heiligen Geist, der mich von dem Bösen warnt und mich zur Liebe motiviert.“

Stefan Fippel: In weitern Bekenntnissen wird vom Glauben an sich selbst erzählt, vom Glauben an die Vergebung und das Glück.

Carolin Joppig: Nicht in allen Bekenntnissen kam der Glaube an Gott vor, einige Jugendlichen waren sich da unsicher. Doch auch in dem, was sie geschrieben haben, kommt eine starke Kraft und Hoffnung zum Ausdruck. Dort wird vom Glauben an die Gerechtigkeit erzählt und von der Verbindung unter uns Menschen, die auch der Tod nicht kaputt machen kann.

Stefan Fippel: Wie unser Leben weitergeht, das ist ungewiss. Doch es gibt vieles, was uns Sicherheit schenken kann. 

Carolin Joppig: Wir wünschen euch, dass ihr immer wieder Menschen begegnet, auf die ihr euch verlassen könnt, dass euer Glaube euch Kraft gibt und Gott für euch sorgt.

Stefan Fippel: Gott kann beides: Entweder er beruhigt den Sturm oder er lässt den Sturm toben und beruhigt die, die ihm vertrauen.

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