Vorherbestimmung? – Gedanken zu Jeremia 1,4-10

Vorherbestimmung? – Gedanken zu Jeremia 1,4-10

Vorherbestimmung? – Gedanken zu Jeremia 1,4-10

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Vorherbestimmung? – Gedanken zu Jeremia 1,4-10

„Ich sonderte dich aus, ehe denn du von der Mutter geboren wurdest. Siehe, ich setze dich über Völker und Königreiche, dass du ausreißen, zerbrechen, verstören und verderben sollst und bauen und pflanzen.“

Das sagt Gott zum Propheten Jeremia am Beginn seiner Laufbahn. Ist sein Leben von Gott also vorherbestimmt? Ist unser Weg vorherbestimmt? 

Ich bin mit der Frage in das letzte offene Gespräch vor den Sommerferien gegangen, und ich habe über diese Frage mit einem jungen Mann gesprochen. Ich habe ihn erst vor kurzem kennengelernt habe, weil er sich für unsere Gemeinde interessiert und hier ehrenamtlich arbeiten möchte. Dir, aber auch den Besuchern des offenen Gesprächs herzlichen Dank für eure Gedanken, die ich unsortiert in Stichworten wiedergeben will: 

Ich werde in eine Familie hineingeboren, ohne gefragt worden zu sein, und ich werde sterben, ohne dass ich Einfluss auf den Zeitpunkt habe, aber dazwischen habe ich immer die Möglichkeit der Entscheidung. Das Leben ist ein Fluss, und es liegt an mir, ob ich auf meinem Lebensweg an Orten Halt mache, die am Ufer auftauchen. Ich höre in mich hinein, und irgendwo gibt es eine innere Stimme, die mich mahnt, wenn ich im Begriff bin, eine falsche Entscheidung zu treffen. 

Aber: Ist es nicht so, dass wir oft erst im Nachhinein entdecken, dass wir auf die falsche Stimme gehört haben? Manchmal ist es so, dass wir zu spät entdecken: Uns hat ein Gefühl mitgerissen, und wir hätten uns lieber nicht allein auf die innere Stimme verlassen sollen. Kann ich überhaupt eine innere, göttliche Stimme entwickeln, wenn ich bei Eltern aufwachse, die drogenabhängig oder gewalttätig sind? 

Gott ist das übergeordnete Gute, und in Jeremia wird es konkret. So geht er den Weg des Propheten, weil Gott ihn unterstützt – allein würde er es nicht schaffen. 

Was aber ist das Ziel, was ist der Sinn der Vorherbestimmung? Wenn wirklich alles vorherbestimmt wäre, wäre der Mensch dann nicht entmündigt?

Ist auch das unverschuldete Leid, z.B. der Tod eines gerade erst geborenen Kindes, vorherbestimmt, oder eine schwere Behinderung, z.B. das Leben nach einem Unfall im Wachkoma? 

Berufen sich nicht gerade Attentäter wie der Norweger Breivik darauf, sie seien von Gott ausgesondert, um auszureißen und zu verderben, was – vermeintlich – gottlos ist? Wie kann ich unterscheiden, ob ein Mensch von Gott zu seinem Tun ausgesondert wurde und sich nicht in einem Wahn bewegt? 

Im Gottesdienst am 9. August geht es um diese Fragen. Und es gibt auch eine Antwort, wenn auch – wie so oft - nur eine vorläufige.

Pastor Norbert Harms

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