02/07/2024 0 Kommentare
Freiheit
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# Gottesdienste/Spirituelle Angebote

Freiheit
Unsere bürgerlichen Freiheiten werden momentan stark eingeschränkt. Wir können uns nicht treffen, wann und mit wem wir wollen. Demonstrationen können untersagt werden. Und auch Gottesdienste dürfen wir nicht feiern. Das ist ein erheblicher Eingriff in unser Recht auf freie Ausübung der Religion.
Wir können diese Einschränkung unserer Freiheitsrechte akzeptieren, weil ihre gesetzliche Grundlage, das Infektionsschutzgesetz, demokratisch abgestimmt wurde. Mehr noch, wir können den Sinn dieser Maßnahmen verstehen. Und wir haben das Vertrauen in unseren Staat, dass die Beschränkungen nur vorübergehend sind und bald wieder aufgehoben werden.
Das alles lässt uns danach fragen, was wir als Christ*innen unter Freiheit verstehen. In der Bibel ist sie ein zentraler Wert. Gott befreit sein Volk Israel aus der Sklaverei und führt es in das Land, in dem es – unter Anleitung der zehn Gebote – friedlich und gerecht miteinander leben soll. Paulus schreibt im Neuen Testament: „Christus hat uns befreit; er will, dass wir jetzt auch frei bleiben. Steht also fest und lasst euch nicht wieder ins Sklavenjoch einspannen!“ (Brief an die Gemeinde in Galatien, 5,1)
Wie wir diese Freiheit verstehen und leben können, dazu hat Martin Luther eine Doppeldefinition gefunden. Zwei Sätze, die sich widersprechen, aber miteinander wahr sind. „Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan. Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“ (Von der Freiheit eines Christenmenschen, 1520)
Wir sind nach Luthers Auffassung innerlich ganz frei durch Jesus Christus. Christus hat uns durch seinen Tod – gebunden an das Kreuz – und seine Auferstehung frei gemacht von den Fesseln der Furcht, des Misstrauens, der Panik. Diese „Herren“ gibt es zwar nach wie vor, genau wie den Tod. Wir erleben sie ja gegenwärtig, wie sie uns bestimmen wollen. Aber sie können uns zu nichts zwingen. Wir sind ihnen nicht untertan. Unser Verhalten muss nicht länger geleitet sein von den Ängsten, die uns bedrängen. Wir sind frei, unser Denken und Tun an dem auszurichten, was recht und notwendig ist. Und dem Nächsten nützt.
Denn das ist der zweite Teil der Freiheit: Wir haben sie nicht geschenkt bekommen, um selbstsüchtig uns und unsere Wünsche zu verwirklichen. Was den anderen dient, das soll unser Interesse sein. Wir sind befreit für ein verantwortliches Leben in der Gemeinschaft. Wirklich frei werden wir nur, wenn wir uns an den Willen Gottes binden.
Deshalb können wir diese vorübergehenden Einschränkungen unsere bürgerlichen Freiheiten akzeptieren. Sie nehmen uns nicht unsere innere Freiheit, unsere Gelassenheit und unseren Mut. Und wir wissen, dass das, worauf wir verzichten, den anderen dient.
Pastor Klaus Kramer
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